Identität

Jeder von uns hat mindestens eine, aber wir nehmen sie nicht immer wahr. Wenn ich Sie jetzt bitte, mir Ihre Identität zu beschreiben, würden Sie sich wahrscheinlich schwertun. Denn die Identität gehört auf der einen Seite zu dem, was uns ausmacht. Auf der anderen Seite ist sie schwer greifbar und wird oft ’nur‘ dann sichtbar, wenn ein Teil von ihr wegbricht oder wir uns gegenüber anderen abgrenzen.

Identität ist mehr als die Persönlichkeit

Identität und Persönlichkeit sind ähnliche, psychologische Konstrukte. Aber während die Persönlichkeit ein beliebtes Forschungsobjekt ist und mit den traits, den zeitlich stabilen und situationsunabhängigen Persönlichkeitsmerkmalen (im Gegensatz zu den states, den emotionalen Zuständen eines Menschen), auch einen wissenschaftlichen Überbau aufweist (zum Beispiel mit den ‚Big Five‘), ist das Konstrukt der Identität weniger populär. Zwischen beiden gibt es zahlreiche Übereinstimmungen. So kann die Identität nicht ohne die Persönlichkeit gedacht werden. Um sich aber mit etwas zu identifizieren, braucht es neben den Attributen der Persönlichkeit noch einen aktiven, oft sogar willkürlichen Schritt.

Identität: Hilfreich und hemmend

Bevor ich etwas genauer auf das empirische Konstrukt Identität eingehe, möchte ich die Bedeutung des Gegensatzpaares kurz erläutern. Unsere Identität kann eine wichtige Ressource zur Lebensbewältigung sein: wir ziehen aus ihr Kraft, die Verortung der eigenen Person gibt Sicherheit. Auf der anderen Seite erfordert die Identität Kompromisse in der Wahrnehmung. Denn wir sind bestrebt unsere Identität aufrechtzuerhalten und bei gegenläufigen Informationen nicht sofort in Frage zu stellen. Das kann unseren Blick auf die Umwelt trüben, zu intrapsychischen Spannungen und Hindernissen im menschlichen Miteinander führen. Deshalb hat die Identität zwei Seiten.

Theorie der kognitiven Dissonanz

Ein ähnliches Phänomen hat Leon Festinger als Theorie der kognitiven Dissonanz im Rahmen der Sozialpsychologie beschrieben. Auch die selbstwertdienlichen Attributionsverzerrungen gehen in die gleiche Richtung. Dazu ein stark vereinfachtes Beispiel: wenn ich durch meinen Beruf als erfolgreicher Unternehmer mir eine Identität des dynamischen, tatkräftigen Mannes aufgebaut habe, dann werde ich den leisen, zweifelnden Nuancen meiner Persönlichkeit weniger Beachtung schenken. Wenn dieser Unternehmer jedoch auf Grund einer weltweiten Rezession mit seiner Firma Insolvenz beantragen muss, verliert er auch einen Ankerpunkt für seine Identität. Hält er an den gewohnten, daraus abgeleiteten Attributen seiner Person fest, kann dies den zwischenmenschlichen Kontakt erschweren. Ein ähnliches Phänomen tritt auch auf, wenn eine leitende Mitarbeiterin nach Jahrzehnten in einer Firma in den Ruhestand geht (gehen muss). In diesem Fall gehen nicht nur ‚ein paar Sozialkontakte‘ verloren, sondern der Selbstwert und das Selbstbild, die einen Teil der Identität ausmachen, sind in Gefahr. (…)

Wenn Sie Ihre Identität schärfen, die Kraft nutzbar machen möchten oder an Ihrer Identität arbeiten wollen, weil sich die Rahmenbedingungen geändert haben, dann machen Sie doch einen Termin aus unter mail@praxisimwald.de oder besuchen das dazu passende Seminar.