Wahrscheinlich nickt jeder pflichtschuldig mit dem Kopf, wenn er gefragt wird, ob man bzw. frau sich politisch korrekt verhält. Dabei fällt es jedem, der nicht zu der Gattung der Über-Menschen gehört, im normalen Leben schwer, sich an all die geschriebenen und ungeschriebenen Regeln zu halten. Natürlich sind wir für Gleichberechtigung, verwenden keine abwertenden oder gar diskriminierenden Begriffe und bedenken bei unserem Einkauf das Tier- und Kinderwohl überall auf der Welt. Natürlich! So zumindest der Idealzustand, der Schein, den wir manchmal „nur“ vorgeben zu leben. Infolgedessen kann uns das schlechte Gewissen dann und wann schon ordentlich Druck machen und uns damit in die Schizophreniefalle tappen lassen (siehe auch Stolpersteine des Lebens).
Auch die Werbung verspricht viel und hält dann gerade das gesetzliche Mindestmaß an Objektivität ein. Werbung ist ihrem Wesen nach parteiisch, einseitig und übertrieben positiv. Aber Werbung ist allgegenwärtig und damit prägend für unser Weltbild. Hinzu kommt, dass Werbung oft auch die einzige Informationsquelle ist, denn die einordnenden Berichte der Medien zu den angepriesenen Produkten haben eine viel geringere Halbwertszeit. Es ist also purer Zufall, ob wir sie hören, lesen oder sehen. Eigentlich wissen wir ja, dass Werbung mehr Schein als Sein ist, aber es ist einfach zu verführerisch an die versprochenen Dinge zu glauben. Das baut ebenfalls Druck auf.
Hinzu kommt noch, dass die Politik mit ihren Vorgaben und vermeintlich hilfreichen Belehrungen – wie der Hinweis bei Arzneien oder der Tabak-Werbung – uns das Gefühl vermittelt, jemand hätte ein Auge drauf, dass nicht allzu grober Unsinn behauptet würde. Den Rest können wir also gerne glauben. Denn die politischen und gesellschaftlichen Regeln sind ja mittlerweile so engmaschig, dass wir kaum hinterherkommen, alle zu kennen geschweige denn zu beherzigen. Und so tappen wir ungewollt in die Schizophreniefalle, wie ich den Zustand zwischen Schein und Sein im umgangssprachlichen Sinn des Wortes ‚schizophren‘ nenne.
Wir sind umgeben von Anforderungen und Versprechen, die oft nicht mit der Wirklichkeit in Einklang zu bringen sind oder eingehalten werden können. Das macht die Schizophreniefalle zu einem Teufelskreis. Wir sind uns zwar bewusst, dass vieles, was uns die Politik oder die Wirtschaft verspricht und einfordert mehr Schein als Sein ist, aber dem Druck entkommen wir trotzdem nicht. In diesem dreistündigen Seminar möchte ich mit Ihnen Beispiele dieses Auseinander-Driftens analysieren. Dabei geht es u.a. um die Wirkmechanismen aus der Werbepsychologie oder um den Druck, den Rollenbilder z.B. innerhalb der Familie aufbauen können, oder um die fortlaufende Optimierung, die von Gerhard Schulze als Steigerungsspiel bezeichnet wird. So können Sie am Ende leichter mit diesen alltäglichen Fallen umgehen. Termine für dieses dreistündige Seminar finden Sie im Kalender.